Mallorca

Gewohnheiten sind eine feine Sache. Man gewöhnt sich an sie, gewinnt Sicherheit und weiß worauf man sich einläßt. So kaufen wir alle gerne im selben Supermarkt ein, weil wir eben wissen, wo die Milch und wo das Müsli steht.

Ich habe auch so eine Gewohnheit. Jedes Jahr im Mai fliege ich für einige Tage nach Mallorca. Vor einigen Jahren fand ich dort eher zufällig eine kleine Finka, deren Besitzer seinen Hof in ein Hotel umgewandelt hat. Das Anwesen ist klein und es gibt nur fünf Zimmer. Man hat also seine Ruhe und ist ungestört. Auch diesen ganz speziellen Typ des Mallorca Urlaubers, der sonst Ballermann 6 frequentiert, trifft man dort oben, hoch über die Nord-West Küste der Insel nicht. Das Klima ist mild, der Wind ist frisch und Juanita, das ist die gute Seele der Finka, verwöhnt mit mallorcinischer (ist das richtig?) Küche, Fisch und viel Gemüse. Also optimale Bedingungen, um sich einige Tage vom Streß des Winterhalbjahrs, das in meiner Branche sehr lebendig ist, zu erholen und Energie für die Jahresplanung zu sammeln.

Ich hatte Juanita vor dem Abflug angerufen, um sie zu bitten, ihren Schwager mit dem Auto zum Flughafen zu schicken, um mich abzuholen. Das sei kein Problem, meinte sie. Er müsse noch zwei andere Gäste am Flughafen abholen, und wenn es mir nichts ausmachen würde, ein wenig zu warten, denn der Flieger der beiden käme etwas später als meiner. Und sie würde ihre Fischpfanne machen, quasi als Willkommensgruß.

So organisiert, stieg ich an einem nebeligen Sonntag am frühen Morgen in einen Touristenbomber und flog nach Mallorca. Am Flughafen stand bereits Diego, Juanitas Schwager und erwartete mich. Diego sieht aus, als sei er uralt. Unglaublich viele Falten in einem olivfarbenen Gesicht, grauer Bart und graumellierte, kurzgeschnittene Haare. Bekleidet war er mit einem zerknautschtem Hemd, Arbeitshosen und wie bei jedem Wetter einer blaue Strickjacke. Auf dem Kopf trug er, bereits seit drei Jahren eine 49er Baseballkappe, die ihm irgendwann mal ein Gast geschenkt hatte. Diego war ein Mann weniger Worte. Das liegt einerseits daran, daß man dort oben nicht viel spricht, andererseits glaubt er, sein Deutsch sei nicht besonders gut. So war auch unsere Begrüßung an diesem Morgen nur kurz. Eigentlich bestand sie nur aus einer Frage: "Kaffee?"

Womit er meinte, ob wir einen Kaffee trinken wollten. Ich nickte, die LTU hatte wieder einmal braunes Wasser als Kaffee ausgeschenkt und ein guter Kaffee war jetzt genau das, was ich vertragen konnte. Wir gingen hinüber zu einer kleinen Bar in der Ankunftshalle und Diego orderte Kaffee für uns beide. Das Ganze war wie eine liebgewonnene Gewohnheit, wenn es auch hin und wieder passierte, daß wir sie ausließen: Diego orderte Kaffee und ich bezahlte.

Irgendwann, so nachdem wir zehn Minuten in den kleinen Mokkatassen gerühert hatten, murmelte Diego etwas wie: "Die anderen beiden kommen in einer Stunde".

"Ich habe Urlaub. Ich bin nicht in Eile."

Wir tranken Kaffee, plauderten ein wenig. Das heißt, Diego murmelte alle paar Minuten etwas und ich antwortete ihm. Wie gesagt, alles eine Frage der Gewohnheit. Kommst du heut nicht, kommst du morgen.

Die "anderen beiden", entpuppten sich als Vater und Sohn. "Vater" war ungefähr 45 Jahre alt, offensichtlich gutsituiert und unangenehm selbstbewußt. Er trug teure Freizeitkleidung und benahm sich vom ersten Augenblick so, als würden wir uns schon seit Jahren kennen. "Sohn" war da schon bedeutend interessanter. Er mochte vielleicht 17 oder 18 Jahre alt sein. Er war einen halben Kopf kleiner als ich und wirkte etwas kränklich, blaß und eingefallen im Gesicht. Wahrscheinlich hatte er den Flug nicht vertragen. Er trug diesen teuren Gammellook, den die Teenager heute für lässig halten. Auffällig war das unglaublich distanzierte Verhalten, daß er im Umgang mit seinem Vater an den Tag legte.

Ich überließ den Beiden die zwei Plätze neben Diego im Führerhaus des Transporters und setzte mich mit dem Gepäck auf die Ladefläche. Während Diego in gewohnt halsbrecherischer Art und Weise den Nordwesten der Insel ansteuerte, ließ ich mir die Mittelmeersonne aufs Gesicht brennen.

Auf der Finka angekommen, ließ ich die stürmische Begrüßung von Juanita über mich ergehen, ging hinüber zu den umgebauten Stallungen und bezog das Zimmer, das ich schon seit Jahren hatte, wenn ich dort meinen Urlaub verbrachte. Die Finka selbst bestand aus drei Gebäuden. Dem Haupthaus, in dem neben Juanitas Wohnung der Speiseraum und ein Aufenthaltsraum mit Fernseher untergebracht waren, den Stallungen, in denen zwei Zimmer waren und einem Nebengebäude mit weiteren drei Appartements. Während ich mein Quartier in den Stallungen bezog, gingen Vater und Sohn hinüber zum Nebengebäude.

Außer zu den Essenszeiten, bekam ich die beiden selten zu Gesicht. Ich hatte den Eindruck, daß sie viel Zeit in ihrem Appartement verbrachten. Juanita hatte mir inzwischen erzählt, daß der Junge eine schwere Krankheit überstanden habe und nun zur Erholung mit seinem Vater hergekommen sei. Ich war eigentlich ganz glücklich, daß ich mit den beiden nicht zu viel zu tun hatte und verbrachte meine Tage mit langen Wanderungen an der Küste und im Gebirge oder lümmelte mich an einem schmalen Streifen Sandstrand in der Sonne.

Zum ersten Mal merkte ich beim Frühstück am dritten Morgen, daß mit den beiden irgend etwas nicht stimmte, oder zumindest merkwürdig war. Während ich nur wenig frühstücke und nach meinem Müsli mit einer Tasse Kaffee auf die Terasse gegangen war um eine Zigarette zu rauchen, saßen Vater und Sohn im kühlen Speiseraum beim großen Frühstück. Ich genoß die warmen Strahlen der Morgensonne, rauchte versonnen vor mich hin und versuchte im übrigen, es mir gut gehen zu lassen, als aus dem Speiseraum plötzlich Stimmen laut wurden. Es entfachte sich ein hitziger Wortwechsel zwischen den beiden. Worum es ging, konnte ich nicht genau verstehen, nur den Ausruf des Sohnes "Du kannst mich kaufen, aber ich gehöre dir nicht." Kurz danach ging irgendetwas zu Bruch und Sohn schoß aus der Tür an mir vorbei und verschwand im hintersten Winkel des Gartens. Aus dem Speiseraum hörte man, wie Vater mit Juanita sprach und sich für die Arbeit entschuldigte, die man ihr machen würde. Dann trat auch er auf die Terrasse, stellte sich neben mich und entzündete eine Zigarette. "Jaja, die jungen Leute heutzutage...", meinte er lächelnd und verschwand wieder.

Ich erging mich indessen in Betrachtungen über den Inhalt des Satzes "Du kannst mich kaufen , aber nicht besitzen.". Das klang nicht gerade, wie die Basis für ein harmonisches Familienleben. Auf der anderen Seite war das nicht mein Problem. Ich beschloß mit dem Fahrrad zum Strand zu fahren. Das war eine schöne Tour, ungefähr eineinhalb Stunden durch das Vorgebirge. Der Strand selbst war ein Kieselstrand und deswegen nicht übermäßig stark besucht. An manchen Tagen, vor allem während der Woche, konnte es auch sein, das man den Strand ganz für sich hatte. Gesagt, getan. Juanita richtete mir etwas zu Essen für unterwegs, ich holte meine Badesachen aus dem Zimmer, verschnürte alles auf dem Gepäckträger und fuhr los.

Es war schon kurz vor Mittag, als ich am Strand ankam, denn ich hatte einen kleinen Umweg zu einer Kirche in der Nähe gemacht. Am Strand selbst war nichts los. Ca. 150 Meter von meinem Standort entfernt stand ein weiteres Fahrrad und im Wasser konnte man einen Kopf sehen, der dort durch die Gegend schwamm. Auch ich wollte jetzt schleunigst ins Wasser, denn auf der Fahrt war es mir heiß geworden. Ich warf meine Klamotten ab, schlüpfte in meine Badehosen und warf mich in die Mittelmeerfluten. Ich schwamm ca. 30 Meter ins Meer hinaus und dann parallel zum Strand, in Richtung des Kopfes der jetzt ruhig auf dem Wasser lag und sich anscheinend treiben ließ. Als ich näher kam, merkte ich, daß der Kopf zu Sohn gehörte. Ich schwamm näher heran, um ihm etwas nettes zu sagen. Doch als er mich sah, drehte er sofort ab und schwamm zurück ans Ufer. Na gut, wer nicht will, der hat schon. Also kraulte ich zurück und watete wieder an Land. Ich hatte mich gerade über meinen Mittagsimbiß hergemacht (Brot, Ziegenkäse und Tomaten), als ein Schatten auf mein Handtuch viel. Ich sah auf. Vor mir stand Sohn.

"Hallo."

Ich grüßte freundlich zurück und lud ihn mit einer Handbewegung ein, sich zu setzen.

"Ich wollte mich für das Theater heute morgen entschuldigen."

"Schon vergessen. Hast Du Hunger?"

"Danke. Ich habe selbst etwas dabei", antwortete er und wies zu seinem Lager.

"Hol`s her, wenn du magst. Zu zweit ist es doch viel netter."

"Ja, warum eigentlich nicht." Er stand auf und lief, seine Sachen zu holen.

Wir aßen gemeinsam, aber schweigend. Offensichtlich hatte Sohn die leutselige Art seines Vaters nicht vererbt bekommen. Ich nutzte die Kommunikationspause, um mir Sohn etwas näher zu betrachten. Er wirkte im Gesicht merkwürdig eingefallen. Die Wangenknochen standen spitz hervor und sein dunkles Haar bildetet einen scharfen Kontrast zur bleichen Haut, die sich auch nach drei Tagen auf Mallorca noch nicht getönt hatte. Der blasse Eindruck wurde durch das weiße T-Shirt, das er trug, noch verschärft. Es trug das Logo einer Reha-Klinik, die ich zufällig kannte. Vor einem Jahr hatte ich dort nach einem Unfall eine Kur gemacht.

"Du warst in Neckargemünd zur Reha?", fragte ich ihn. "Da war ich auch, vor einem Jahr. Fahrradunfall." Ich zeigte ihm die Narben an den Lendenwirbeln . Eine Spritztour mit dem Fahrrad hatte mir sieben Schrauben, zwölf Wochen Krankenhaus und drei Monate Reha eingebracht, bis ich wieder einigermaßen laufen konnte. Immerhin auch die Versöhnung mit meinem Vater. Aber das war eine andere Geschichte ("Man trifft sich immer zweimal im Leben").

Ich versuchte ein wenig Small-Talk mit Sohn. Er antwortete recht einsilbig, immerhin bekam ich raus, daß er Thomas hieß, kurz Tom, wie er bat. Er schien ein ganz patenter kerl zu sein Nach dem Lunch wurden wir träge und irgendwann pennte ich ein.

Als ich erwachte lag Tom auf seinem Handtuch neben mir. Er hatte sich auf die Seite gedreht und kehrte mir den Rücken zu. Das T-Shirt war hinten hochgerutscht. Auch er hatte unverkennbare OP-Narben an den Lendenwirbeln. Was ich jedich viel interessanter fand, waren die tiefblauen und violetten Flecken. Ganz klar, Blutergüsse, heftig und tief im Gewebe. Dies waren keine Spuren einer alten verletzung, diese Hämatome waren frisch, höchstens zwei Tage alt. Jetzt begriff ich auch, warum Tom trotz dieser Affenhitze sein T-Shirt eisern anbehielt. Die Szene am Morgen, deren Ohrenzeuge ich geworden war kam mir wieder in den Sinn und ganz tief in mir reifte ein schlimmer Verdacht.

Ich stupste Tom kräftig an der Schulter. Er zuckte am genzen Körper zusammen, das war nicht nur der Schreck über die plötzliche Berührung gewesen.

"Hast du da auch einen Bluterguß?", fragte ich ihn.

Er schaute mich betroffen an.

"Woher weißt du ..."

"Dein T-Shirt ist hochgerutscht. Auf deinem Rücken sind auch welche."

"Bin die Treppe runtergefallen."

"Ah ja."

Wir schwiegen beide einen Moment.

Dann faßte ich mir ein herz und fragte: "Schlägt dein Vater dich oft?"

Tom wandte sich ab.

Ganz leise antwortete er: "Er ist nicht mein Vater."

Jetzt war ich doch ein wenig erstaunt. Aber dann fiel mir das mit dem <Bezahlen,aber nicht besitzen> wieder ein.

"Ist er so eine Art Freier?"

Tom drehte sich wieder um. "Das darfst du keinem Erzählen. Bitte, sag nichts." Seine Augen schauten mich flehend an. "Er bringt mich sonst um."

"Nanana, jetzt übertreib mal nicht. Warum haust du nicht einfach ab? Jeden Tag gehen zig Flieger nach Deutschland. Und dort wird er dich ja wohl nicht finden. Ich meine, wenn du wirklich verschwinden willst."

Tom hob resigniert die Schultern. "Er hat die Tickets, ich habe kein Geld um mir eins zu kaufen und außerdem hat er meinen Paß."

Ich dachte einen Moment lang nach.

"Tom, willst du, das ich dir helfe?"

Seine Augen wurden schmal und er schaute mich mißtrauisch an.

"Was willst du dafür? Ich habe doch gleich gemerkt, daß du auch schwul bist. Soll ich dein Sklave werden, statt seiner?" Er wies mit dem Daumen in Richtung der Finka.

Ich lächelte.

"Tom, ich steh zwar auf Jungs, aber nein, ich will nichts dafür. Sagen wir einfach, ich habe heute meine gute Tat noch nicht erledigt."

"Bist du Pfadfinder oder so?"

Ich schüttelte nur den Kopf.

Was wir nun tun mußten war folgendes. Zunächst mußten wir einen Flug buchen. Dann mußten wir irgendwie an den Paß von Tom kommen. Und zu guter letzt, einen Plan zur Ablenkung von "Vater" und zum Transport von "Sohn" zum Flughafen.

"Wir müssen mit Juanita reden."

"Aber du sagst ihr nicht, daß ..."

"Sie wird nichts erfahren, was sie nicht wissen muß." Ich hatte da schon so eine Idee.

"Es wird aber sicher noch einen oder zwei Tage dauern, bis das alles paßt."

"Und wenn schon, ich glaube nicht, daß er es heute nacht versucht."

Wenn er meint, ok.

Wir fuhren zurück zur Finka. Kurz vor dem Tor fuhr Tom vor, ich folgte nach 10 Minuten. Ich fand Tom und "Vater" im Hof vor, hitzig streitend, aber als ich kam glättete "Vater" seine Gesichstzüge und winkte mir leutselig zu. Ich winkte freundlich zurück und dachte mir nur <Warte nur, du Rabenaas>.

Juanita war – wie immer um diese Zeit – in der Küche und bereitete das Abendessen vor. Ich erklärte Juanita in groben Zügen, was wir von ihr wollten und hatte auch schon eine Begründung parat: Der Vater wollte nicht, das der Sohn ein bestimmtes Mädchen weiter traf. Wie erwartet war Juanita entrüstet. In mütterlichem Zorn bebete ihr beachtlicher Busen, während sie sich immer mehr entrüstete. Einige Details aus meiner Phantasie trieben ihr die Tränen in die Augen und das Messer hackte mit immer heftigeren Schlägen auf eine Peperonischote ein. Natürlich würde sie uns helfen. Carlos würde Tom fahren und auch für das Ablenkungsmanöver hatte sie schon eine Idee. Die einzige Vorraussetzung war, daß wir für Tom einen Flug am späten Abend erwischten. Aber auch das sei kein Problem, meinte Juanita. Sie hatte einen Sohn bei der Bodencrew der LTU. Was will man mehr.

Das einzige, was mich an unserem Plan störte war, das ich mich mit Vater anfreunden mußte. Zum Glück machte er es mir leicht. Schon an diesem Abend kamen wir ins Gespräch und saßen bis tief in die Nacht beisammen, tranken den herben Roten, den Juanitas Onkel anbaute und lauschten "Vaters" Ausführungen zur Lage der Nation, zur Regierung im allgemeinen und zum Bundeskanzler im Besonderen. Tom ging gegen 11 ins Bett, aber ich hatte "Vater" bis halb zwei an der Backe.

Am nächsten Morgen zog Juanita mich schon vor de Frühstück beiseite. "Ich habe den Paß und das Ticket. Er hat beides in meinen Safe gelegt. Braucht der Junge auch noch Geld?"

"Wir wollen nicht übertreiben. Aber ich frage ihn mal."

"Nein, das Geld liegt in Düsseldorf am Flughafen in einem Schließfach. Er hat die vollen zwei Wochen bezahlt." So Tom auf meine Frage.

Den Tag über lümmelten wir an dem kleinen Pool im Garten der Finka. Gegen Mittag servierte Juanita uns eine herliche Suppe, Gaspacho. Das ist eine kalte Tomatensuppe.

Wir löffelten im Schatten eines Sonnenschirmes unsere Teller leer.

"Findet ihr nicht auch, das die Suppe merkwürdig schmeckt?", fragte "Vater".

"Nein, ist doch prima."

Eine halbe Stunde später, rieb "Vater" sich den Bauch und drehte sich unbehaglich im Sonnenstuhl hin du her. Dann plötzlich stand er auf und verschwand im Laufschritt in Richtung Appartment. Juanita trat grinsend aus der Küchentür und kam zu uns herüber. Wie sich herausstellte, ging der Flug heute abend und deswegen hatte sie "Vaters" Suppe mit reichlch Rizinusöl versetzt. "Er wird die nächsten Stunden auf dem Klo sitzen."

Tom nutzte dies und packte in Windeseile seine Sachen zusammen. Nur das Waschzeug konnte er nicht mitnehmen, "Vater" saß auf dem Klo und blockierte so das Bad. Und dann ging alles sehr schnell. Carlos fuhr mit dem klapprigen Wagen auf den Hof, Tom warf sein Bündel auf die Ladefläche, umarmte Juanita, schüttelte meine Hand und war weg.

Natürlich gab es im Laufe des Abends einen riesigen Ziober, als "Vater" merkte, daß "Sohn" nicht mehr da war, aber Juanita stellte sich dumm und ich hatte ja gedacht, daß Tom sich um seinen Vater kümmern wollte, als er am Nachmittag den Pool verließ.

Um es kurz zu machen, mich erlöste ein plötzliher Anruf meiner Firma von dem Lamentieren. Meine Anwesenheit sei dringend notwendig und ich müße meinen Urlaub abbrechen. Ein Flug sei auch schon gebucht. Am nächten Morgen sei in der ersten Maschine nach Deutschland ein Platz für mich reserviert, ich müsse freilich in München umsteigen, weil in so kurzer Zeit kein Direktflug nach Frankfurt aufzutreiben war. Dankbar für diese Wendung packte ich meine Sachen und ging früh zu Bett.

Zwei Tage später. Ich hatte in einer Mammutsitzung gemeinsam mit einigen Kollegen das dringende Problem gelöst und wollte die restlichen drei Urlaubstage auf dem heimischen Hof verbringen. Im Altenteil des Hofes hatte ich meine Wohnung eingerichtet und verbrachte die Nschmittage dösend im Garten. Irgendwann fiel ein schatten auf mich.

"Hallo Papa", murmelte ich, noch im Halbschlaf.

"Dein Vater ist weggefahren. Er meinte, ich würde dich im Garten finden", antwortete eine bekannte Stimme.

Ich riß die Augen auf. Vor meinem Liegestuhl stand Tom, mit seinem Bündel über der Schulter.

"Wie .. woher weißt du ..."

"Juanita. Als du am letzten abend mit diesem Kotzbrocken zusammengesessen hast, ahbe ich mir von ihr deine Adresse geben lassen. Nachdem ich in Deutschland angekommen war, bin ich per Anhalter direkt hierher. Hat ein bißchen gedauert. Das Kaff hier kennt ja keiner."

Wir gingen hinein und tranken ein kühles Wasser.

"Was willst du hier Tom?"

Er stellte seinGlas ab, sah mir tief in die Augen und antwortete: "Du bist der erste Typ seit zwei Jahren, der nicht mit mir ins Bett wollte."

Er zog sich das T-Shirt über den Kopf und sah mich herausfordernd an. "Und deswegen will ich jetzt mit dir ins Bett. Ich hoffe, du hast keine Einwände."

Was jetzt kam, könnt ihr euch ja wohl vorstellen und deswegen überlasse ich euch euren Fantasien . Viel Spaß dabei.