Danny



"Vorsicht! du rutschst aus...", rief noch mein Mann und da lag ich auch schon auf meinem Steiß und wußte erst nicht, wo ich war. Der Schmerz durchfuhr meinen Körper, als ob ein Bus mich streifen würde. Eine Hand griff unter meinen linken Arm und unter meinen rechten Arm griff auch eine Hand. Ich konnte vor Schmerzen fast nichts sehen.

"Hast du dir was getan? Geht es?"

Das Gesicht meines besorgten Mannes erschien in meinem eingeschränkten Blickfeld. Ich tastete mich ab und stellte erleichtert fest, daß ich diese Jahr Weihnachten nicht in Streckverband verbringen würde. Ich stöhnte laut auf, als ich mich aufzurichten versuchte.

"Nein, es ist schon okay, es tut nur so weh, aber es ist nichts gebrochen."

Mein Mann war erleichtert: "Na, Gott sei dank! Ich habe schon das Schlimmste befürchtet."

Ich stand nun wieder gerade und versuchte die ersten Schritte, als ich bemerkte, daß mich auf der rechten Seite ein völlig fremder Junge gepackt hatte. Ich stellte mich nun wieder ganz gerade hin und da ließ der Schmerz auch schon nach.

"Danke! Ich kann wieder stehen und es geht auch wieder", sagte ich zu dem etwas verwahrlost aussehenden jungen Mann, der mich nun los ließ und sich schon trollen wollte. Ich sah meinen Mann fragend an.

"Er saß da im Hauseingang und kam herangesprungen, als du fielst."

Wir hatten uns entschieden, daß wir noch einmal vor der Bescherung einen kleinen Spaziergang über die Hauptgeschäftsstraße unserer kleinen Stadt machen wollten. So standen wir nun dick eingepackt auf der menschenverlassenen Straße, beleuchtet von vielen kleinen bunten Lichtern, der Schaufenster. Ich schaute dem jungen Mann hinterher. Er hatte das typische Outfit eines Skins: Bomberjacke, Stiefel, kurze Haare. Er ging langsam die Straße herunter und drehte sich nicht einmal um.

"Du, wir sollten uns zumindest bedanken. Er sieht so verloren aus."

Ich war zwar dankbar, daß er mir geholfen hatte, aber mir grauste vor dem Gedanken mich bei einem Skin zu bedanken. Ich wollte meinen Mann wegziehen und sagte schnell: "Komm, der geht seinen eigenen Weg. Laß uns lieber nach Hause, ich bekomme kalte Füße und mein Hintern tut weh."

Da wurde mein Mann aber böse: "Jetzt werde ich nicht mehr! Du hast kalte Füße? Der junge Mann verbringt wahrscheinlich die ganze Nacht hier draußen bei den Minustemperaturen... und du jammerst über kalte Füße."

Ich hob beschwichtigend meine Hand: "Ist ja schon gut! Ich sehe ja ein, daß er es schlechter hat als wir, aber das ist ein Skin. Ich erinnere dich daran, daß das sie Typen sind, die Schwulen normalerweise mit Messern auflauern."

"Du spinnst!"

Nun war mein Mann ganz entrüstet.

"Woher willst du das denn wissen? Nur weil er einen Bomberjacke trägt und in Stiefeln

läuft?"

"Du hast ja Recht, aber ich möchte das Risiko nicht eingehen."

"Jetzt hör’ mal zu..."

Mein Mann hatte sich in Rage geredet und baute sich die Hände in die Hüften gestützt vor mir auf. "...wenn du nicht sofort hinterher gehst und zumindest Dankeschön sagst, dann rede ich das ganze Weihnachtsfest kein Wort mehr mit dir! Ist das klar?"

Ich überlegte einen Augenblick, wollte schon etwas sagen, besann mich dann aber eines Besseren. Ich trollte mich und ging langsam und vorsichtig - wegen den Schmerzen - hinter dem jungen Mann her, der gerade um eine Ecke bog und nicht mehr zu sehen war. Mein Mann folgte mir. Ich sah mich schon mit einem Messer im Bauch blutend am Straßenrand liegen, aber wenn mein Mann wollte, dann würde ich mich bedanken. Na gut!

"He, warte mal", rief ich hinterher.

"Nicht so schnell!"

Ich bog um die Ecke und sah ihn 20 Meter vor mir.

"Hallo", rief ich erneut. Er blieb stehen, drehte sich um und schaute uns mit leeren Augen entgegen. Wir kamen heran.

"Ich wollte mich noch einmal bedanken, daß du mir geholfen hast."

Er winkte lässig mit der Hand: "Klar Mann, keine Ursache. War sonst noch was?"

Mein Mann fragte: "Wo gehst du denn nun hin?"

Ich ahnte Böses und bevor der Junge antworten konnte sagte ich: "Er geht nun sicherlich in ein Heim oder so etwas und da wollen wir ihn nicht aufhalten."

Ich versuchte meinen Mann wegzuziehen. Er riß sich los und sah mich sehr böse an. Und wenn ich schreibe "sehr böse", dann meine ich auch SEHR böse.

"Halt jetzt mal die Klappe!"

Er streckte dem Jungen seine Hand entgegen und stellte sich vor. Ich zog meine Hand widerwillig aus der Tasche und gab dem Jungen meine Hand und sagte meinen Namen. Er stellte sich als Danny vor.

"Wo gehst du denn nun hin?", fragte mein Mann erneut.

"Ach, nirgendwohin, ich laufe hier nur so rum. Mal sehen, ich werde mich gleich am Bahnhof aufwärmen gehen."

"Warum kommst du nicht mit uns?"

Ich erschrak, als mein Mann das sagte, blieb aber ruhig.

"Mit euch? Wohin?"

"Zu uns nach Hause. Wir haben ein warmes Bett und etwas zu essen. Ich finde, daß wir dich am Heiligabend nicht auf der Straße lassen können."

Ich wäre beinahe geplatzt, als mein Mann das verkündete. Der Junge war irritiert. In frappierender Offenheit fragte er: "Seid

ihr schwul?"

Ich sah meine Chance: "Ja, das sind wir allerdings!"

Der Junge sah mich zweifelnd an und mein Mann fügte hinzu: "Das sollte doch kein Problem sein, oder?"

"Mann, wenn ihr denkt, daß ihr mich zu euch holt und ich eure perversen Spielchen mitmache, dann habt ihr euch aber geschnitten."

"Schatz, er will doch nicht..."

Mein Mann fauchte: "Wenn du nicht sofort deine Klappe hältst..."

Ich erschrak, so böse hatte ich ihn noch nie gesehen.

"Ok! Ich bin ja ruhig."

"Hör’ mal zu Danny, wir haben nicht vor irgend etwas mit dir anzustellen, als dir ein heißes Bad, etwas zu essen und einen Schlafplatz anzubieten. Es ist Weihnachten und außerdem hast du meinem Miststück von einem Mann geholfen... obwohl er es nicht verdient hätte."

Ich schluckte, sagte aber wieder nichts. Der Junge schaute erst zu mir und dann zu meinem Mann, dann sagte er: "He Leute, nun macht euch nicht fertig wegen so einer Kleinigkeit... wißt ihr, es passiert nicht jeden Tag, daß ich eingeladen werde. Und mit Schwulen gehe ich erst recht nicht mit."

Mein Mann gab nicht auf: "Dann hat mein Mann doch recht. du bist so ein dummer Skin, der denkt, daß wir Schwulen Menschen 2. Klasse sind und so ein Unsinn. Weißt du Liebelein, wenn ich dich so ansehe, dann könnte ich auch eine Menge Vorurteile haben. Aber ICH versuche sie nicht zu haben. du hast bewiesen, daß du ein hilfsbereiter Mensch bist und das zählt."

"Is’ ja schon gut! Nun komm’ mir nicht noch mit der Skinmasche. Die Stiefel sind warm und die Jacke auch. Ich bin froh, daß ich sie habe. Und wenn ich ehrlich bin, dann wäre ich heute wirklich froh, wenn ich einen warmen Platz zum Schlafen hätte."

Mein Mann lächelte: "Na also, warum nicht gleich so? Dann komm’ mit! Da unten steht unser Auto."

Dann schaute er mich an. "Alles klar? Kannst du so weit gehen?"

Ich erwiderte zerknirscht: "Ja, ich glaube schon."

Mein Mann nahm mich in den Arm, gab mir einen Kuß auf die Wange und sagte: "Nun spiel’ nicht den Beleidigten. Ich liebe dich doch."

"Ich weiß" , flüsterte ich zurück, "das ist ja das Beängstigende."

Ich verkniff mir das dreckige Grinsen und mein Mann knuffte mich in die Seite und grinste.

"Du Schuft!". Ich stöhnte laut auf vor Schmerz.

"Oh, entschuldige, ich wollte dir nicht weh tun."

"Schon gut, komm, laß uns gehen, ich habe immer noch kalte Füße."

Mit Gleichmut stieg er in den Wagen, nachdem ich mich unter Schmerzen hinter das Steuer meines Benz geschoben hatte. Mein Mann stieg ein und wir fuhren los. Ich drehte die Heizung ganz hoch.

"Klasse Schlitten, Mann!", begeisterte sich Danny, der wohl sein cooles Verhalten einen Augenblick aufgegeben hatte.

"Sicher" , erwiderte ich, "für diesen klasse Schlitten habe ich auch ein lange Zeit lang gearbeitet und gespart. Weißt du Danny, so einen klasse Schlitten bekommt man nicht geschenkt."

Mein Mann sah mich böse von der Seite an und zischte: "Zicke!".

Danny schien das nicht zu beeindrucken, er erwiderte: "Ja, das weiß ich auch Mister Oberschlau, aber hab’ erst mal Arbeit..."

"Nun erzähl’ mir nicht, daß du arbeiten willst."

Ich lenkte das Auto rechts um eine Kurve und bog in den Ortsteil ein, in dem mein Mann und ich wohnen.

"Ach, hör’ auf, ich haben zweimal versucht eine Lehre zu machen, aber einmal haben die mich rausgeekelt und das andere Mal bin ich geflogen. So ist das..."

Mein Mann war interessiert: "Als was hast du denn die Lehre angefangen?"

"Als Elektriker."

Wir bogen in die Seitenstraße ein, in der wir wohnen und ich parkte vor der Tür. Alles war ruhig, denn es war Heiligabend und nur die vielen Lichter in den Fenstern glimmten vor sich hin. Wir stiegen die drei Etagen zu unserer Wohnung hinauf und mein Mann schloß auf. Ein Stöhnen entfuhr unserem Gast: "He, nicht schlecht die Hütte."

"Die Hütte, soll bitte auch sauber bleiben. Kannst du bitte deine Schuhe ausziehen?"

"Wenn du das willst..."

Er zog die Schuhe im Flur aus und schon bemerkte ich, daß es ein Fehler gewesen war ihn darum zu bitten.

"Sag’ mal wann hast du zuletzt die Strümpfe gewechselt?"

"Vor einer Woche noch... du wolltest, daß ich die Schuhe ausziehe."

Er stand nun da, ohne Schuhe und fragte: "Wie sieht denn nun das weiter Programm aus."

Mein Mann griff ein: "Ich schlage vor, daß du nun ein heißes Bad nimmst, wie stecken deine Klamotten in die Waschmaschine und anschließend gibt es was zu essen."

Danny schaute meinen Mann zweifelnd an: "Ihr meint das ernst, nicht?"

"Natürlich meint mein Mann das ernst", erwiderte ich schnippisch, ein wenig leiser, "...leider."

Niemand bekam das letzte Wort mit und das war gut so. Ich trollte mich in Wohnzimmer, während mein Mann Danny ins Badezimmer führte und ihm alles zeigte. Ich hörte, wie die Dusche anging und die Waschmaschine angestellt wurde. Ich zog meine Jacke aus und setzte mich vorsichtig auf mein lädiertes Hinterteil. Mein Mann kam herein und setzte sich dazu: "Ich mache dann das Essen, ich vermute mal, daß du wohl keine Lust dazu hast mit deinen blauen Flecken am Popo."

Ich schaute ihn leidend an: "Nein, ich habe echt Schmerzen."

"Gut, dann kümmere ich mich um alles, ich mache einen Glühwein."

Er verschwand in der Küche und kramte herum. Nach ein paar Minuten kam er herein und setzte sich wieder.

"Du, was geben wir unserem Gast zum Anziehen? Ich habe seine Klamotten in die Maschine gesteckt."

"Du hast so ungefähr seine Größe. Sind doch genug Sachen da."

Er stand auf und ging hoch ins Schlafzimmer. Mit einem Arm voll Sachen kam er herunter.

"Du, das brauche ich nicht mehr. Das kann er haben, wenn es ihm paßt."

Er ging zur Badezimmertür, klopfte und rief durch die Tür: "Ich lege dir ein paar Sachen zum Anziehen vor die Tür. sie müßten dir passen."

Dann kam er wieder herein und setzte sich. Zögerlich sagte ich: "Wenn er heute hier übernachten soll, meinst du nicht, daß er morgen früh verschwunden ist und unsere Stereoanlage dazu?"

"Du bist ein Miststück! Immer denkst du das Schlechteste von den Menschen."

Die Badezimmertür ging auf und ein Arm kam heraus und griff nach den Sachen.

"Nein, ich bin Realist und du kannst den Menschen nur vor den Kopf gucken."

"Das mag sein, aber gib’ ihm doch eine Chance!"

"Na gut! Aber wenn morgen was fehlt, dann bist du das schuld."

"Sei nicht beleidigt und genieße den Abend."

Er gab mir einen Kuß, stand auf und verschwand in der Küche. Die Badezimmertür öffnete sich und ein völlig neuer Danny kam herein. Er trug eine Jeans und einen Pullover. Beides war ihm eine Nummer zu groß. Er krempelte sich die Ärmel hoch und kam zögerlich näher. Mit großen Augen kam er in das weihnachtlich geschmückte Wohnzimmer und betrachtete den üppig geschmückten Weihnachtsbaum. Dann sah er sich langsam um.

"He Mann, das ist ja richtig toll hier."

Dann setzte er sich mir gegenüber auf den Sessel.

"He, ich weiß, was du von mir denkst, aber ich bin genauso durcheinander, wie du."

"Ich bin nicht durcheinander, aber ich hatte mir das Weihnachtsfest anders vorgestellt. Ich bin ehrlich. Ich habe nichts gegen dich, aber du kannst dir vorstellen, daß ich mißtrauisch bin."

"Klar Mann, ich kann mir das gut vorstellen, denn ich bin’s auch."

"Uns gegenüber brauchst du aber nicht mißtrauisch zu sein. Wir tun dir bestimmt nichts."

"Ich tue euch auch nichts, aber ungewöhnlich ist es doch, daß ich Heiligabend bei zwei Schwulen verbringen soll, oder?"

"Ungewöhnlich finde ich es auch, daß wir Heiligabend mit einem Pe..., ähm einen Straßenjungen verbringen sollen."

Er grinste: "Na gut, dann sind wir uns ja einig. Aber dein Freund hat sich das anscheinend in den Kopf gesetzt, also versuchen wir doch beide das Beste d’raus zu machen."

Er stand auf und hielt mir die Hand hin: "Friede?"

Ich schlug ein: "Ok, Friede. Machen wir das Beste d’raus."

"Ich versuche euch auch nicht zu stören und eure Stereoanlage habe ich nicht vor zu demontieren. Ich will keine Probleme mit der Polizei bekommen. Ich habe durch die Badezimmertür gehört, was du sagtest, aber mach’ dir keine Gedanken, ich bin nicht beleidigt."

Ich war ein wenig beschämt.

"Wir haben auch nicht vor dich zu verführen, also sind wir quitt."

Er grinste und setzte sich wieder. Nun kam mein Mann mit einem Tablett herein und verteilte den Glühwein. Danny schlürfte ihn dankbar und schaute sich mit wachen Augen um. Irgendwie war er nicht unsympathisch. Nun, da er gewaschen war und andere Kleidung trug, da sah er aus, wie jeder andere Jugendliche. Mein Mann goß noch einmal nach bei ihm und fragte: "Sag mal, wie alt bist du eigentlich?"

"Ich bin 19."

Nun wurde ich auch neugierig: "Und du hast keine Wohnung?"

"Nein, mein letzter Vermieter hat mich vor die Tür gesetzt und meine paar Sachen habe ich bei einem Kumpel."

Ich war skeptisch: "Und vom Sozialamt bekommst du nichts? Das kann ich mir nicht vorstellen."

"Ich bekomme schon was, aber momentan gibt es keine Wohnung. Ich kann höchstens in so ein Heim für Obdachlose und da will ich nicht hin."

Mein Mann stand auf: "Das kann ich verstehen, aber ich kümmere mich nun ums Essen. Wenn ihr schon mal eindecken würdet... ich bin gleich fertig."

Danny sprang auf: "Wenn ich helfen kann... ich glaube ich denke mal den Tisch. Wo ist denn das Geschirr?"

Ich zeigte es ihm und ließ ihn machen. Er deckte den Tisch und mein Mann brachte die Weihnachtsgans. Danny bekam große Augen. Und noch größer war sein Appetit. Er bemühte sich sichtlich nicht zu schlingen, aber man sah, daß er mit Appetit aß. Später räumte er noch den Tisch mit ab und dann saßen wir wieder bei einem Glas Wein zusammen.

"Mann, ich hätte nicht gedacht, daß das so wird. Ich meine, daß ich mich nun ganz schrecklich bedanken muß."

Mein Mann spielte wieder den Großzügigen: "Mußt du nicht. du hast gesehen, daß genug zu Essen da war."

Mein Mann kuschelte sich an mich. Ich legte den Arm um ihn. Danny sah das und schaute verschämt weg. Ich grinste: "Du brauchst dich nicht zu genieren. Hast du noch nie zwei Schwule gesehen?"

"Doch schon, ... Naja im Fernsehen. Und ich finde das irgendwie niedlich. Es ist nur so, daß ich..."

"...das nicht gewohnt bin.", ergänzte ich den Satz.

"Ich denke mal, daß es für uns alle ungewohnt ist. Trotzdem hoffe ich, daß du dich wohlfühlst."

Ich schaute auf die Uhr. Es war 23.35 Uhr und wir hatten lange geredet. Meinem Mann fielen fast die Augen zu.

"Ich zeige dir nun, wo du schlafen kannst."

Ich stand auf und Danny folgte mir. Ich führte ihn ins Gästezimmer und dort ließ ich ihn alleine.

"Schlaf gut und mach uns nicht so früh wach. du willst sicher auch ausschlafen."

"Klar! Gute Nacht."

Ich drehte mich um und ging ins Wohnzimmer zurück. Mein Mann war schon eingeschlafen.

"He du Murmeltier! Komm, ab ins Bett. Ich habe unseren kleinen Freund zu Bett gebracht."

Mein Mann rappelte sich verschlafen hoch und brabbelte: "Hast du ihm auch einen Gutenachtkuß gegeben?"

"Nein, ich habe ihm aber beim Ausziehen geholfen und ihn dann zugedeckt."

Mein Mann grinste hintergründig: "Das kann ich mir vorstellen, du Lustgreis!"

Ich klappste ihm auf den Hintern als wir die Treppe hochstiegen und scheuchte ihn ins Bett. Am nächsten Morgen wurde ich durch seltsame Geräusche wach. Ich schaute auf die Uhr. Es war 11.46 Uhr. Ich erschrak, weil ich mich an Danny erinnerte. Ich sah ihn schon unsere Stereoanlage aus dem Zimmer schleppen. Ich stürmte aus dem Bett und stolperte die Treppe hinunter. Unten angekommen erwachtete mich ein seltsames Bild. Danny hatte sich eine Schürze umgebunden und den Frühstückstisch gedeckt. Alles war fertig. Er stellte gerade eine Schüssel mit Rühreiern auf den Tisch. Ich war im ersten Moment erstaunt, aber dann fing ich mich?

"Morgen! Ich habe mir gedacht, daß ich Frühstück mache. Ich konnte nicht mehr so lange schlafen."

Mein Mann war auch aufgewacht und erschien hinter mir auf der Treppe.

"Das ist ja toll! Mensch Danny, das wäre aber nicht nötig gewesen."

"Ach was! Wenn ihr mich einladen tut, dann kann ich auch was tun. Außerdem hat Euer Heißwassergerät gesponnen. Ich habe mal nachgesehen. Da war eine Sicherung durchgeknallt. Ich habe das repariert."

Ich war sprachlos und zog mir zuerst einmal etwas über. Dann setzten wir uns an den Tisch und bekamen Kaffee eingeschüttet.

"Es war etwas schwer alles in der Küche zu finden, aber nun geht’s."

Mein Mann schaute mich an. Ich schaute meinen Mann an. Danny war gerade hinaus in die Küche gegangen.

Ich sagte besorgt: "Du, der scheint sich häuslich einzurichten."

"Ja", sagte mein Mann, "so sehe ich das auch. Warum eigentlich nicht?"

"Wie meinst du das?"

"Er könnte sich ein wenig nützlich machen und wir helfen ihm dabei eine Wohnung zu finden. Da ist doch mein Bekannter, der kann da bestimmt helfen. Und Günter arbeitet doch beim Sozialamt. Der weiß bestimmt auch einen Rat."

"Und solange soll er hier wohnen?"

"Willst du ihn nun auf die Straße setzen? Er ist doch ganz nett. Und hilfsbereit ist er allemal. Er könnte als Gegenleistung endlich mal die Lichtanlagen oben montieren. Er hat doch da Ahnung von. Wenn wir einen Elektriker kommen lassen, dann kostet das wieder ein Vermögen und ein paar Tage, maximal 1 bis 2 Wochen können wir ihn sicher ertragen, oder?"

Ich überlegte. So unsympathisch war er wirklich nicht. Mein Mann hatte recht. Wir konnten ihn nicht so einfach wieder auf die Straße setzen. Anscheinend konnten wir ihm auch vertrauen.

"Ok, aber er muß es auch wollen. Was nützt es, wenn wir ihm helfen wollen und er will nicht."

"Wir sollten ihn fragen."

Danny schoß herein: "Nicht nötig, ich habe alles gehört. Würdet ihr das tun?"

Er war ganz aufgeregt.

"Würdet ihr mich eine Zeit lang hier wohnen lassen? Das mit der Elektrik ist kein Problem... echt nicht."

Er wurde immer aufgeregter. Er sprang herum wie ein junger Hund.

"Und ich mache euch die Wohnung sauber...wenn ihr wollt."

Dann fiel er mir um den Hals.

"Danke!"

Er drückte mich heftig. Dann ließ er von mir ab und klammerte sich an meinen Mann. Es war eine Wonne Danny zuzusehen, wie er sich freute. Ich vermute mal, daß wir drei unszusammen das schönste Weihnachtsgeschenk gemacht hatten, daß wir seit Jahren hatten. Danny blieb eine Zeit lang bei uns und nun hat er wieder eine Wohnung. Er bewirbt sich fleißig und sicher kann er auch bald eine neue Ausbildung beginnen. Jeden Samstag kommt er vorbei und wenn es was im Haus an der Elektrik zu tun gibt, dann richtet er es. Er hat keine Probleme mehr mit Schwulen und ich habe weniger Probleme mit Straßenkindern. Ach so, meinem Steiß ging es nach ein paar Tagen übrigens auch wieder besser.