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Liederabend 1998



Montag, 19. Januar 1998
19.30 Uhr

Solo-Abend
Nicolai Gedda

Klavier


    Shelley Katz

Programm

César Franck 1822-1890
La Procession (1888)
(Auguste Brizeur)

Charles Gounod 1818-1893
Au Rossigno (1867)
(Alphonse de Camartino)

Envoi de fleurs (1869)
(Emilo Augiar)

Où voulez-vous aller? (1839)
(Théophile Gautier)

Edouard Lalo 1823-1892
Aubade aus der Oper
"Le roi d'Ys" (1888)
(Edouard Blau)

Richard Strauss 1864-1949
Freundliche Vision
op. 48 Nr. 1 (1900)
(Otto Julius Bierbaum)

Ständchen op. 17 Nr. 2 (1887)
(Adolf Friedrich von Schock)

Ich trage meine Minne
op. 32 Nr. 1 (1896)
(Karl Henckell)

Die Nacht op. 10 Nr. 3 (1885)
(Hermann von Gilm)

Heimliche Aufforderung
op. 27 Nr. 3 (1894)
(John Henry Mackay)

Zueignung op. 10 Nr. 1 (1885)
(Hermann von Gilm)

Pause

Antonin Dvorák 1841-1904
Cigánské melodie
(Zigeunermelodien) op. 55 (1880)
(Adolf Heyduk)

1. Mein Lied ertönt, ein Liebespsalm
2. Ei, ei, wie mein Triangel wunder-
    herrlich läutet!
3. Rings ist der Wald so stumm und
    still
4. Als die Mutter mich noch lehrte singen
5. Reingestimmt die Saiten!
6. In dem weiten, breiten, luft'gen
    Leinenkleide
7. Darf des Falken Schwinge
    Tatrahöh'n umrauschen

Nikolai Rimski-Korsakow 1844-1908
Rückkehr zur Vergangenheit (1897)
(Alexander S. Puschkin)

Die Tanne und die Palme
op. 3 Nr. 1 (1866)
(Heinrich Heine)

Frühling (1897)
(Alexei K. Tolstoi)

Arie des Levko
aus der Oper "Die Mainacht"
(1897)
(nach Gogol)






Hamburger Abendblatt 21.1.1998
Gekonnt ist gekonnt

Nicolai Geddas Staatsopern-Liederabend


   Zu einem exemplarischen Anhörungsunterricht in Sachen Gesangstechnik und –Kultur wurde der Solo-Abend Nicolai Geddas in der sehr gut besuchten Hamburgischen Staatsoper. Der schwedische Tenor machte in glänzender Manier deutlich, worin der Unterschied besteht zwischen dem Besitzer einer Stimme und einem Sänger, der seine Mittel beherrscht und diese nach Belieben und Erfordernissen einsetzen kann.
   Natürlich, Geddas gut 73 Lebensjahre sind nicht spurlos an der Stimme vorbeigegangen, manches mußte vorsichtig angegangen werden, Ökonomie war Trumpf. Aber keine Spur von Alterstremolo, von Härte. Das über Jahrzente berühmte Gedda-Timbre war noch da, der Atem reichte für lange Phrasen. Und von welchem Sänger hört man schon ein derart perfektes Ineinanderspinnen der Töne, ein so zart schwebendes, den weiten Raum mühelos füllendes Pianissimo, eine Phrasierung besten musikalischen Geschmacks? Und wenn es nötig war, wurden auch Spitzentöne mit jungendlicher Strahlkraft gesetzt. Dazu kamen noch präzise Deklamation und Textverständlichkeit 
sowie ausgeprägte Noblesse des Vortrags. Und mit dem jungen Shelley Katz ein erstklassiger, mitgestaltender Begleiter am Flügel!
  Gedda sang in fünf Sprachen, reiste vor allem durch die europäische Liederwelt des 19. Jahrhunderts. Schwärmerisch „An die Nachtigall“, übermütig keck „Wohin eilst du?“ von Charles Gounod. Richard Strauss‘ „Freundliche Vision“ hatte sehnsüchtige Wehmut, Antonin Dvoráks sieben Zigeunermelodien überzeugten durch Variabilität des Ausdrucks. Wunderschön die wehmütige Ironie in Rimski-Korsakows „Die Tanne und die Palme“ auf einen Heine-Text.
   In den Zugaben zeigte Gedda dann noch einmal seine ganze Bandbreite. Das schwedische Volkslied „An die Harmonie“, eine Arie aus Giordanos „Fedora“, Rachmaninows „Hier ist es schön“ als, wie Gedda sagte, Tribut an das Auditorium und – ganz wunderbar – Glasunows Wiegenlied „Bajuschki baju“. 
Bravo-Rufe schon zur Pause, Blumen aus dem Publikum, standing ovations.